Schulleben

Reisetagebuch zur Straßburg-/Elsass-Fahrt der Französischschüler der 8. und 9. Klasse

Bereits letztes Schuljahr wurde von Schülern der damaligen 8d der Wunsch an mich herangetragen, es möge doch wieder eine Straßburgfahrt geben - wie früher unter meinem Ex-Kollegen Herrn Hörburger, der diese Klassenfahrt des Französischzweigs in die europäische Hauptstadt an unserer Realschule eingeführt hatte und sie gewissermaßen Tradition werden ließ.

Zunächst war es nur eine Idee, die ich für gut befand - ihre Umsetzung erforderte jedoch von mir ab September 2023 eine sorgfältige Planung, die im ersten Schulhalbjahr peu à peu konkret Gestalt annahm. Bus und Hotel sowie der Besuch im Europaparlament wurde bereits Anfang Oktober gebucht, alle anderen Programmbausteine nach und nach ergänzt. Anfang März stand dann das genaue Programm unserer Studienfahrt und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sehr gespannt und neugierig, um in der Stadt Straßburg, die sie bisher nur aus ihrem Schulbuch kannten, tatsächlich vor Ort selbst auf Entdeckungstour gehen zu dürfen.

Nach einer zügigen Anreise ohne Verkehrsprobleme und einem Zwischenstopp an der Passerelle des deux Rives in Kehl trafen wir am späten Nachmittag des Ankunftstags in Straßburg ein: Dank der sehr informativen Führung im Musée Alsacien durch eine liebenswerte ältere Dame namens Josi Licht, die uns, teils auf Französisch, teil auf Elsässerdütsch, Interessantes zum Leben früher im Elsass erzählte, tauchten wir sofort in die elsässische Kultur ein. Als die gesamte Gruppe nach dem gemeinsamen, sicherlich immer in guter Erinnerung bleibenden Flammkuchenessen, der sog. elsässischen Pizza, im Flatrate- Modus, in verschiedenen Varianten (zuerst herzhaft als Hauptgang und abschließend süß als Dessert) zum ersten Mal vor dem so faszinierend illuminierten Straßburger Münster stand, konnten es viele immer noch nicht so recht fassen, wo sie sich in diesem Moment tatsächlich befanden - nämlich vor der majestätisch anmutenden Kathedrale Notre Dame in Europas Kulturhauptstadt, von der wir uns am 2. Tag ein genaues Bild machen konnten: Besonders eindrucksvoll im Inneren des gotischen Gotteshauses mit seinem hohen Turm, den nur etwa die Hälfte unserer Gruppe bestieg (Bis zur Turmspitze sind es nämlich einfach 330 Stufen,was bei dem Besucher eine gute körperliche Verfassung voraussetzt, wie in Reiseführern zu lesen ist.), sind auch die astronomische Uhr und die vielen bunten und somit dem Kirchenbesucher eine freundlich-einladende Atmosphäre vermittelnden Glasfenster. Doch die Kathedrale sollte nicht das einzige Highlight unserer Kursfahrt sein. Es folgten weitere Höhepunkte, die sich förmlich Schlag auf Schlag aneinander reihten.

Einer davon war definitiv die Stadtführung tags darauf mit dem überaus kompetenten Fremdenführer Sébastien, einem studierten Historiker, der seinen Streifzug durch die Geschichte Straßburgs sehr lebendig und theatralisch darbot und uns dabei viele interessante Infos lieferte, sodass die 90 Minuten wie im Fluge vergingen und man seinen Anekdoten gerne noch länger gelauscht hätte - wie auch jener vom Bauchmesser beim Straßburger Münster. Bei unserem Stadtrundgang passten die ausgewählten Jungs zum Glück alle mühelos durch die Messstelle - und das trotz der vielen beim ersten Abendessen verspeisten tartes flambées.

Bei der für den Nachmittag angesetzten Schifffahrt auf der Ill bei Sonnenschein an Bord eines sog. Bateau-mouche zeigte sich uns vom Wasser aus die elsässische Hauptstadt in ihrer ganzen Schönheit (inklusive der herrlich blühenden Bäumen, vor allem in Weiß- und
Rosatönen) und wir konnten einige Sehenswürdigkeiten, die wir in den vergangenen drei Tagen zu Fuß erkundet hatten, nochmals aus einer anderen Perspektive betrachten. (Bis zur Turmspitze sind es nämlich einfach 330 Stufen, was bei dem Besucher eine gute körperliche Verfassung voraussetzt, wie in Reiseführern zu lesen ist.) Leider war diese gemütliche und dank der unterhaltsamen Audioguide-Erklärungen (man konnte übrigens aus 7 Sprachen, inkl. Elsässisch, auswählen) sehr informative Fahrt auf dem Wasser auch ein wenig von Wehmut geprägt, da wir ja am nächsten Tag Straßburg leider schon wieder au revoir sagen mussten. Am Abreisetag fuhren wir mit unserem Bus vor der Heimfahrt aber noch ein wenig die bekannte elsässische Weinstraße entlang - mit einem kurzen Aufenthalt in Colmar, der drittgrößten elsässischen Stadt, wo wir in der Mittagspause nicht nur die uns bekannten Störchen in ihren Nestern beim Paaren oder schon beim Brüten live beobachten konnten.

Viele von uns haben den Entschluss gefasst, privat bald wieder nach Straßburg zurückzukehren, da uns die elsässische Hauptstadt recht gut gefallen hat und wir jetzt bereits über Insider-Wissen verfügen - z.B. im Hinblick darauf, wo es das beste Eis in Straßburg gibt, oder wo es sich beispielsweise für Schuhwaren gut shoppen lässt.

Absoluter Höhepunkt dieser Exkursion war aber zweifelsohne der Besuch des Europaparlaments: Endlich mal selbst an dieser bedeutsamen politischen Stätte (im Plenarsaal oder im Innenhof mit dem architektonisch beeindruckenden freien Dach) zu sein, die man bis dato nur von Bildern oder aus dem Fernsehen kannte. Nachdem unsere Taschen und Rucksäcke (sogar unsere Uhren und Handys wurden durchleuchtet, während hingegen zuvor am Einlass die Kontrolleure unsere eigens mitgenommen Ausweise nicht sehen wollte, was wir auf unsere vertrauenswürdiges Aussehen als bayerische Schulklasse zurückführen!) eingehend „gefilzt“ und wir anschließend Körper und Geist durch Getränke in großer Auswahl zu EU-freundlichen Preisen (Einen solchen Getränkeautomaten hätten wir auch gerne an unserer Schule.) erfrischt hatten, begaben wir uns mit unserer Führerin auf eine politisch sehr interessante (Zeit)reise beim Rundgang durch das Parlamentsgebäude. In sehr anschaulicher und pädagogisch durchdachter Weise verstand sie es, uns für die Europapolitik zu begeistern. Dabei haben wir z.B. erfahren, dass die Europaabgeordneten keine unmotivierten Politiker sind, die ihr Gehalt für ein- oder zweimaliges Politisieren im Monat bekommen, sondern für Europa „brennen“ und sich tatkräftig für Europa einbringen, womit eine Sitzungswoche für sie arbeitsreich (also definitiv keine 35-Stunden-Woche!) und schlafraubend ist. Der Film, ein Streifzug durch die europäische Geschichte, der unseren zum Abschluss unseres denkwürdigen Parlamentsbesuchs im modernen 3-D-Kino (ausgestattet mit super bequemen Sesseln und mit Rundum-Projektion) gezeigt wurde, stellte ein weiteres besonderes Erlebnis dar und rundete unsere Parlamentserkundung gelungen ab.

Alexandra Hader

 

Einige Schüler oben auf dem Turm. Der mühevolle Aufstieg wurde mit einer fantastischen Panoramasicht entlohnt.

Die astronomische Uhr - ein Meisterwerk der Technik Innenansicht des Straßburger Münsters

Während des Spaziergangs zum Europaparlament kamen wir beim deutsch-französischen Fernsehsender ARTE vorbei, der für die Sendung „Karambolage“ bekannt ist.

Storchennester in Colmar

Strassbuger Münster innen

 


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